Die Ortsvorsteher von Rünthe

August Kühler, Franz Beckmann und Fritz Mertens. (Bildnachweis: Stadtarchiv Bergkamen)
August Kühler, Franz Beckmann und Fritz Mertens. (Bildnachweis: Stadtarchiv Bergkamen)

Seit der Stadtgründung im Jahre 1966 gibt es in Rünthe das Amt des Ortsvorstehers. Acht Persönlichkeiten haben sich seither um die Belange des Ortsteils gekümmert und sich als Bindeglied zwischen Bürgerschaft und Verwaltung verstanden. In den Augen der Bevölkerung stehen sie in der Tradition der Bürgermeister der früheren Altgemeinde. Das ist verständlich, wenn man bedenkt, dass mit August Kühler aus dem letzten Bürgermeister von Rünthe nach Gründung der Stadt Bergkamen der erste Ortsvorsteher wurde. Drei Jahre übte er das damals neu geschaffene Amt aus, dann verabschiedete er sich krankheitsbedingt aus der Kommunalpolitik. In Rünthe erinnert man sich bis heute an ihn. Erst vor einem Jahr wurde für August Kühler, der im Nationalsozialismus verfolgt wurde, ein Stolperstein verlegt.

Franz Beckmann folgte ihm im Amt, das er bereits nach einem Jahr wieder aufgeben musste, weil er nach Oberaden verzog. Die Gemeindeordnung von Nordrhein-Westfalen sieht vor, dass nur Ortsvorsteher werden darf, wer auch im Ort wohnt. Bis heute hat Beckmann die kürzeste Amtszeit. Seiner kommunalpolitischen Karriere tat das keinen Abbruch, später wurde er Ortsvorsteher von Oberaden und Fraktionschef der SPD im Rat der Stadt Bergkamen.

Von 1970 bis 1980 führte Fritz Mertens das Amt. Als Betriebsrat der Zeche Werne verkörperte er den „Dreiklang“ aus Bergbau, Gewerkschaft und Sozialdemokratie in besonderer Weise und erfreute sich großer Beliebtheit in den Zechenkolonien von Rünthe. Dem Rat der Stadt Bergkamen gehörte er von 1966 bis 1984 an, außerdem war er von 1975 bis 1984 Mitglied des Kreistages.

Der erst kürzlich verstorbene Kurt Henke war von 1980 bis 1984 Ortsvorsteher. Für mehrere Jahrzehnte hat er die Politik im Ort geprägt. Von 1961 bis 1965 gehörte er dem Rünther Gemeinderat an, von 1966 bis 1976 und von 1980 bis 1984 dem Rat der Stadt Bergkamen. Henke wurde stolze 99 Jahre alt.

Kurt Henke, Werner Schaaf und Ingrid Osterburg. (Bildnachweis: Stadtarchiv Bergkamen)
Kurt Henke, Werner Schaaf und Ingrid Osterburg. (Bildnachweis: Stadtarchiv Bergkamen)

Werner Schaaf folgte 1984 im Amt, das er bis 1991 innehatte. Als Steiger und Betriebsrat der Zeche Heinrich-Robert hatte er in den Rünther Arbeitersiedlungen ein Heimspiel. An seine Sprechstunde in einem improvisierten Büro der damaligen Hellweg-Hauptschule können sich alle Rünther erinnern, die ihn dort aufsuchten. Dabei konnte es durchaus passieren, dass Schaaf ein Fläschchen Schnaps aus seinem Aktenkoffer zog, um den Besuch gebührend zu empfangen. Im Jahre 1991 zog er aus Rünthe fort.

Als bisher einzige Frau folgte ihm Ingrid Osterburg, die von 1991 bis 1999 Ortsvorsteherin von Rünthe war. Sie erwarb sich schnell den Ruf als Kümmerin, die immer ein offenes Ohr für die kleinen und großen Nöte der Einwohner hatte. Die Rünther dankten es ihr mit traumhaften Ergebnissen bei der Kommunalwahl. Osterburg gehörte dem Stadtrat von 1975 bis 1999 an. Als Mitglied im Sanierungsausschuss nahm sie großen Einfluss auf die Entwicklung des Stadtteils zu Zeiten der Privatisierung der einstigen Zechenkolonie. Im Sommer feierte sie ihren 85. Geburtstag und genießt bis heute große Wertschätzung im Ort.

Von 1999 bis 2009 bekleidete der inzwischen verstorbene Günter Jung das Amt. Über Jahrzehnte engagierte er sich kommunalpolitisch und gehörte zum Rünther Urgestein. Geschätzt wurde er für sein ausgleichendes Wesen und für seine Fähigkeit, den Menschen zuhören zu können. Dem Rat der Stadt Bergkamen gehörte er von 2004 bis 2014 an.

Seit 2009 hat Klaus Kuhlmann das Amt inne und ist damit schon jetzt der Ortsvorsteher mit der längsten Amtszeit. Im früheren Gasthaus seiner Eltern am Hellweg groß geworden, kennt er die Rünther wie kein anderer. Seit Jahrzehnten engagiert er sich ehrenamtlich als aktives Mitglied der Freiwilligen Feuerwehr im Ort. Doch im Unterschied zu allen Amtsvorgängern gehört Kuhlmann nicht dem Rat der Stadt Bergkamen an, was nach der Gemeindeordnung auch nicht nötig ist.

Allen Amtsträgern ist gemein, dass sie Mitglied der SPD waren. Die Gemeindeordnung sieht vor, dass die Partei mit den meisten Stimmen im Ort das Vorschlagsrecht erhält. Das waren im „Roten Rünthe“ stets die Sozialdemokraten.