Alte Adressbücher sind für Familienforscher eine willkommene Quelle für die Forschungsarbeit. So wie wir heute Telefonbücher kennen, wurden in alter Zeit Einwohner- bzw. Adressbücher veröffentlicht. In der Regel finden sich darin die Familienväter als damalige "Haushaltsvorstände" und volljährige Söhne mit Anschrift und Berufsbezeichnung. Frauen fanden nur dann einen Eintrag, wenn sie unverheiratet oder verwitwet waren. Die Adressbücher sind nicht nur für Ahnenforscher eine interessante Quelle, sondern für alle, die wissen wollen, wo ihre Großeltern oder Urgroßeltern früher in der Gemeinde Rünthe wohnten. Hier stelle ich die noch erhaltenen Adressbücher aus den Jahren 1895, 1914, 1923, 1927, 1938 und 1956 als pdf zur Verfügung.
Adressbuch Rünthe, Kreis Hamm, 1895
Das Adressbuch für den Kreis Hamm ist 1895 im Verlag von Emil Griebsch erschienen. Darin enthalten ist auch die Gemeinde Rünthe, die damals noch eine kleine Bauernschaft war. Erst ein paar Jahre später wurde im Ort die erste Zechenkolonie errichtet. Straßennamen waren 1895 in Rünthe noch nicht eingeführt, die Häuser hatten einfach nur eine Nummer.
Adressbuch Rünthe, 1903
Das "Adressbuch der Stadt Hamm und deren nächster Umgebung" ist im Jahre 1903 im Griebsch-Verlag erschienen. In Rünthe waren zu dieser Zeit einige Teile der ersten Kolonie (Alte Kolonie) erbaut. Im Adressbuch finden sich daher die ersten "Neu-Rünther", die wegen der Zeche Werne in den Ort kamen. Straßennamen waren noch nicht eingeführt.
Adressbuch für die Stadt Kamen und die umliegenden Ortschaften, 1914
Das Adressbuch für die Stadt Kamen und die umliegenden Ortschaften wurde 1914 vom Verein für Handel und Gewerbe e.V. zu Kamen herausgegeben. Darin enthalten ist ab Seite 205 auch die Gemeinde Rünthe. Zu dieser Zeit waren im Ort die Alte Kolonie und die Kolonie Rünthe-Süd entstanden. Straßennamen waren noch nicht eingeführt. Nach alter Sitte bekamen alle Häuser eine Nummer. Ein- und zweistellige Hausnummern entsprechen in etwa der heutigen Alten Kolonie. 100 bis 200 grob Schlägel-, Tauben-, Zeppelin- und Westfalenstraße. Alle Nummern über 200 Bever-, Quer- und Overbergerstraße.
Einwohnerbuch für die Stadt Kamen und der umliegenden Ortschaften, 1923
Das 1923 vom Verein für Handel und Gewerbe e.V. zu Kamen veröffentlichte Einwohnerbuch enthält ab Seite 243 auch die Gemeinde Rünthe. Obwohl Straßennamen zu dieser Zeit in Rünthe bereits eingeführt waren, wird noch das alte System der Nummern verwendet. Zu dieser Zeit befand sich die Kolonie Rünthe-West als dritte Arbeitersiedlung der Zeche Werne bereits im Bau.
Einwohnerbuch der Stadt Kamen, 1927
Das Kamener Einwohnerbuch von 1927 wurde vom Verkehrsverein Kamen e.V. herausgegeben. Ab Seite 205 finden sich darin die Einwohnereinträge für die Gemeinde Rünthe. Aufgeführt wurden nun auch die Straßennamen. Zu beachten ist, dass einige dieser Straßennamen bei der Gründung der Stadt Bergkamen geändert wurden, zum Beispiel Waldstraße zur Beverstraße usw.
Einwohnerbuch Kreis Unna, 1938
Das Einwohnerbuch des Kreises Unna aus dem Jahre 1938 ist im Adressbuchverlag von Gertrud Berkenkopf erschienen. Im Buch findet man ab Seite 118 die Einträge für die Einwohner der Gemeinde Rünthe. Der Altkreis Hamm wurde 1930 in "Kreis Unna" umbenannt. Einige Jahre zuvor war die Sadt Hamm aus dem Kreis Hamm ausgeschieden, um eine kreisfreie Großstadt zu werden. In der Gemeinde Rünthe wurden während der NS-Diktatur einige Straßen umbenannt, zum Beispiel die Overberger Straße in Adolf-Hitler-Straße.
Rünther Adressbuch von 1956
Im Adressbuch von Rünthe aus dem Jahre 1956 sind die von den Nationalsozialisten vorgenommenen Änderungen der Straßennamen wieder zurückgenommen. Eine Kuriosität besteht in den Adressbezeichnungen für die Einwohner, die damals noch in den zu Notwohnungen umgebauten Bunkern wohnten. Ihre Anschrift lautete: "Bunker Westfalenstr." oder "Bunker Waldstr." (heute Beverstraße).