Ernst Bronheim: Kommunist im Widerstand

Mit den in Bergkamen verlegten Stolpersteinen wird der Opfer der Verfolgung im Nationalsozialismus gedacht. Ein Gedenkstein im Stadtteil Rünthe erinnert an den Kommunisten Ernst Bronheim. Er starb am 15. April 1933 unter zweifelhaften Umständen im KZ Brauweiler.

Die Glückaufstraße 6 war der letzte Wohnsitz von Ernst Bronheim. (Foto: Manuel Izdebski)
Die Glückaufstraße 6 war der letzte Wohnsitz von Ernst Bronheim. (Foto: Manuel Izdebski)

Bronheim wurde 1887 in Kamen geboren, erst 1927 kam er mit seiner Frau Alwine und den Söhnen August, Otto und Ernst jun. nach Rünthe. Die Familie lebte in der Glückaufstraße 6. Bronheim arbeitete als Hauer auf der Zeche und engagierte sich in der Kommunistischen Partei Deutschlands (KPD), die in den 1920er Jahren eine starke politische Kraft in den Zechenkolonien wurde. Bei der Kommunalwahl von 1924 errang die Partei im Gemeinderat sogar die Hälfte aller Sitze. In den Jahren vor der Machtergreifung Hitlers leisteten die Kommunisten erheblichen Widerstand gegen die Nazis. Regelmäßig holten sich NSDAP-Mitglieder aus Kamen, die in Rünthe Propaganda machen wollten, eine blutige Nase und wurden mit Zaunlatten, Mistgabeln und Schüppen aus dem Ort gejagt. In den Zeitungsarchiven finden sich zeitgenössische Berichte, die ein Bild von regelrechten Straßenschlachten in der Kolonie Rünthe-Süd und der Alten Kolonie zeichnen.

Die Dortmunder Zeitung berichtete über den Tod.
Die Dortmunder Zeitung berichtete über den Tod.

Ernst Bronheim wurde am 28. Februar 1933 verhaftet und in sog. Schutzhaft genommen. In der Nacht zuvor ging in Berlin der Reichstag in Flammen auf. Das Ereignis nutzten die Nationalsozialisten, um mit der Reichstagsbrandverordnung die Verfassung auszuhebeln und politische Säuberungsaktionen durchzusetzen. Mit vielen weiteren Häftlingen aus dem gesamten Kreisgebiet wurde Bronheim im Schutzhaftlager Schönhausen festgesetzt. Dort hatten die Nazis im früheren Wohlfahrtsgebäude der Kolonie ein provisorisches KZ eingerichtet. Am 15. April 1933 erfolgte ein Bahntransport von 60 Häftlingen von Schönhausen ins KZ Brauweiler, darunter auch Ernst Bronheim. Dort starb er noch am gleichen Tag unter ungeklärten Umständen. Offiziell soll Ernst Bronheim in seiner Zelle Suizid begangen haben. In der Dortmunder Zeitung finden sich in der Ausgabe vom 19. April 1933 folgende Zeilen: „Der am Gründonnerstag von Bergkamen nach Brauweiler übergeführte kommunistische Funktionär Bronheim, Glückaufstraße 8 (sic!) wohnhaft gewesen, verübte am Karfreitagmorgen in seiner Zelle Selbstmord durch Erhängen, nachdem er sich vorher die Pulsadern durchschnitten hatte.“ Doch mehrere Mithäftlinge aus Rünthe berichteten später, dass Bronheim von den Nazis ermordet wurde. Für die Glaubwürdigkeit dieser Aussagen spricht, dass der Witwe Bronheims die Herausgabe des Leichnams verweigert wurde, obwohl sie einen Leichenwagen nach Brauweiler geschickt hatte, um ihren toten Mann nach Hause zu holen. Vermutlich sollte niemand mehr den geschundenen Körper zu sehen bekommen. Die Leiche von Ernst Bronheim wurde in Brauweiler eingeäschert.

Urenkel Bernd Bronheim. (Foto: Manuel Izdebski)
Urenkel Bernd Bronheim. (Foto: Manuel Izdebski)

Bernd Bronheim ist der Urenkel des Ermordeten. Viele Bergkamener kennen ihn als Leiter des Familienzentrums „Mittendrin“ in Oberaden. Er weiß zu berichten, dass seine Urgroßmutter nach dem Krieg noch einmal heiratete und dann in der Böggefeld-Siedlung lebte. „Als Kind habe ich sie auch noch kennengelernt, mich aber nie gefragt, warum meine Uroma nicht Bronheim hieß, sondern Wohlfahrt. Erst später habe ich dann erfahren, dass mein eigentlicher Uropa im KZ Brauweiler ums Leben kam. Das war allen in der Familie bekannt, aber viel darüber geredet wurde nicht“, erklärt er. Die Söhne von Ernst Bronheim blieben mit ihren eigenen Familien der Alten Kolonie treu. „Die Bronheims haben immer in der Glückauf- und in der Knappenstraße gewohnt. Das ist zum Teil bis heute so. Ich selbst bin dort auch aufgewachsen“, erläutert Bernd Bronheim. Seinen eigenen Kindern hat er über das Schicksal ihres Vorfahren berichtet, damit dieser Teil der Familiengeschichte nicht in Vergessenheit gerät. „Wir finden es gut, dass mit einem Stolperstein an ihn erinnert wird.“

Die Glückaufstraße im Jahre 1935. (Bildnachweis: Archiv Peter Voß)
Die Glückaufstraße im Jahre 1935. (Bildnachweis: Archiv Peter Voß)