Der Romberger Wald und seine Geschichte

Der Romberger Wald ist seit jeher ein beliebtes Naherholungsgebiet für die Rünther Bevölkerung. (Drohnenfoto: Manuel Izdebski)
Der Romberger Wald ist seit jeher ein beliebtes Naherholungsgebiet für die Rünther Bevölkerung. (Drohnenfoto: Manuel Izdebski)

Der Romberger Wald steht derzeit wieder im Blickpunkt der Öffentlichkeit. Jüngst hat der Regionalverband Ruhr (RVR) das Naherholungsgebiet aus dem Eigentum der Ruhrkohle AG übernommen. In den nächsten Jahren soll der Forst unter Naturschutz gestellt werden.

Um einen Blick auf die Geschichte des Waldes zu werfen, muss man sich von den Gemeindegrenzen der heutigen Zeit lösen. Vor zweieinhalb Jahrhunderten gehörten die Ländereien zur Burg Stockum, am südlichen Ufer der Lippe im heutigen Sandbochum gelegen. Im Jahre 1796 ging das dort lebende Adelsgeschlecht derer von Hugenpoth in den Bankrott. Aus der Zwangsversteigerung erwarb Freiherr Gisbert von Romberg für 25.000 Taler den Burgplatz mit den dazugehörigen 64 Morgen Wald. Die Rombergs waren frühe Kohlebarone der damals entstehenden Bergbauindustrie und gehörten zu den reichsten Familien Westfalens.

Gisbert von Romberg
Gisbert von Romberg

Ihr Sitz war das Schloss Brünninghausen in Dortmund. Der ehemalige Schlossgarten ist heute als Rombergpark weit über die Stadtgrenzen bekannt. Das Schloss selbst wurde im Zweiten Weltkrieg zerstört. Schon im Jahre 1873 trennte sich die Familie von Romberg von allen Bergbaubesitzungen und machte das Schloss Buldern in Dülmen zum Stammsitz. Ob auch der Romberger Wald in Rünthe zu jener Zeit verkauft wurde oder weiter im Familienbesitz blieb, bedarf weiterer Nachforschungen im Landesarchiv, wo die alten Grundbücher aufbewahrt werden. Vieles spricht dafür, dass der Forst in den Besitz der Harpener Bergbau AG kam, die ab 1890 mit der Teufung der Zeche Grimberg in Bergkamen begann. Zur damaligen Zeit war es bei den Zechenbetreibern üblich, möglichst viel Land für zukünftige Expansionspläne aufzukaufen. Außerdem sah man sich als Eigentümer im Falle von Bergschäden nicht mit Entschädigungsansprüchen konfrontiert. Nach Gründung der Ruhrkohle AG musste sich das traditionsreiche Bergbauunternehmen als Harpen AG neu erfinden, doch erst im Jahre 2003 wurde der Romberger Wald an die RAG verkauft. An Forstwirtschaft hatte der Bergbau kein sonderliches Interesse. So blieb der Wald über Jahrzehnte sich selbst überlassen, was ihn nach Meinung der Umweltexperten heute ökologisch so wertvoll macht.

Viele Rünther werden sich an den Proteststurm erinnern, der ab 1981 durch den Ortsteil fegte, als die Stadt Bergkamen Teile des Waldes abholzen und Rünthe-Ost in ein großes Industriegebiet verwandeln wollte. Manfred Smulka, der seit Jahrzehnten am Sandbochumer Weg lebt, rief damals die Bürgerinitiative „Rettet den Romberger Wald“ ins Leben. Tausende Bürger unterzeichneten die Protestnote. „Für die Anwohner in Rünthe-Ost ging es praktisch um den Selbsterhalt“, erinnert sich der inzwischen 92-jährige Smulka.  In mehreren Prozessen vor dem Verwaltungs- und Oberverwaltungsgericht wies er der Stadtverwaltung einen formal-juristisch ungültigen Flächennutzungsplan nach. Für die Stadt endete das Vorhaben im Desaster. „Wir haben jeden Prozess gewonnen“, blickt Smulka auf den Erfolg seiner Initiative zurück. Danach kehrte für lange Zeit Ruhe ein. Vor zehn Jahren schließlich ließen Pläne für einen Dino-Park im Romberger Wald die Rünther Bevölkerung aufhorchen. In der vom Tourismus begeisterten Stadtverwaltung rechnete man mit 120.000 Besuchern jährlich. Knapp drei Jahre zogen sich vielversprechende Planungen und Verhandlungen hin. Dann schob ausgerechnet das Landesumweltministerium der Sache einen Riegel vor. Schon damals zeichnete sich ab, dass das Waldgebiet besonders schützenswert ist. Die Umwandlung zum Naturschutzgebiet ist deshalb konsequent.

 

Die Freiherren von Romberg würden sich vermutlich darüber freuen. Als sie sich 1873 von ihren bergbaulichen Unternehmungen trennten, waren sie zu frühen Umweltschützern des Ruhrgebiets geworden, die die industriellen Schäden an Umwelt und Natur kritisierten. Dass der Wald noch heute ihren Namen trägt, könnte passender nicht sein.