Rhein-Ruhr-Keramik Hoksch & Co.

Die frühere Manufaktur von Rhein-Ruhr-Keramik Hoksch & Co.
In diesem Gebäude befand sich früher die Keramikmanufaktur von Karl Hoksch. (Foto: Manuel Izdebski)

An die frühere Keramikwerkstatt von Karl Hoksch auf dem Zechenplatz werden sich nur noch ältere Rünther erinnern. Längst ist der kunsthandwerkliche Betrieb im Ort vergessen. Nun boomt der Markt für Möbel und Interieur der 1950er und 1960er Jahre. Mit ihm erfahren die Vasen, Schalen und Aschenbecher „made in Rünthe“ eine neue Blüte. Die kunsthandwerklichen Arbeiten sind als Midcentury-Klassiker wieder gefragt.

 

Hoksch kam nach dem Zweiten Weltkrieg als Heimatvertriebener nach Rünthe, wo er sich 1946 mit seinem Keramikbetrieb „Rhein-Ruhr-Keramik Hoksch & Co.“ eine neue Existenz aufbaute. Gleich im ersten Haus am damaligen Zechenweg, das als einziges Gebäude die Umgestaltung des gesamten Areals überstanden hat, wurde über viele Jahre kunsthandwerkliche und Gebrauchskeramik produziert, zumeist nach den Entwürfen des Firmeninhabers. In den Gründerjahren der Bundesrepublik beschäftigte die Manufaktur sogar 85 Mitarbeiter. Die Vasen, Schüsseln, Schalen und Aschenbecher waren in vielen Haushalten Rünthes zu finden. Beim beliebten Fabrikverkauf war zweite Wahl günstig erhältlich. Nach einem Studium zum Keramik-Ingenieur trat mit Helmut Hoksch auch der Sohn des Firmengründers in den Betrieb ein. Im Jahre 1971 wurde die Produktion nach Hamm verlegt. Dort führte 15 Jahre später der Verlust eines Großkunden zur Aufgabe des Unternehmens.

Die alte Keramikmanufaktur Rhein-Ruhr-Keramik in Rünthe
Der Zechenplatz in den 1950er Jahren. Ganz links im Bild die Keramikmanufaktur. (Bildnachweis: Westf. Wirtschaftsarchiv, Signatur N 21)

Was über viele Jahre als Nippes aus Großmutters Wohnzimmer verrufen war, ist nun wieder in Mode gekommen. Die Keramik-Klassiker finden sich in allen einschlägigen Verkaufsportalen des Internets. Das bestätigt auch Uwe Preul aus Dortmund, der in seinem Vintagestore Einrichtungsdesign der Jahrhundertmitte verkauft: „Es sind gerade junge Leute, die ihre Wohnungen mit hochwertigem Mobiliar und Interieur im Midcentury-Stil ausstatten. Dazu gehören beispielsweise dänische Teakholz-Möbel aus den 1960er Jahren und Lampen, Porzellan oder Keramiken aus dieser Zeit.“ Zu seinen beliebtesten Verkaufsartikeln zählen ebenfalls die Arbeiten aus der Rünther Manufaktur. „Vasen gehen immer, und die Entwürfe von Karl Hoksch sind heute wieder angesagt. Das gilt nicht nur für Sammler“, erläutert der Experte.

 

Wer auf seinem Dachboden noch alte Schätze von „Rhein-Ruhr-Keramik“ findet, darf beim Verkauf im Internet kein Vermögen erwarten, doch Preise von 25 bis 60 Euro lassen sich durchaus erzielen. „Damals werden die Vasen vielleicht fünf oder sechs Mark gekostet haben, aber das war zu der Zeit auch viel Geld“, weiß Uwe Preul, „Zwar wurden die Stücke seriell produziert, doch ging ihnen immer ein künstlerischer Entwurf voraus. Das Kunsthandwerk hatte noch eine andere Bedeutung. Die junge Generation weiß das heute zu schätzen.“ So feiert die Keramik vom Zechenplatz ein ungeahntes Comeback und erinnert zugleich an ein altes Kapitel der Rünther Ortsgeschichte.